Kambodscha, Banan – „She‘s a character!”. Das war das erste, was mir David Emery von Bareebo erzählte, als ich ihn nach den Hintergründen zu meinem Projekt in Banan fragte. Wie recht er hatte, konnte ich sofort sehen, als Ms. Chok Okk bei unserer Ankunft freudestrahlend auf unsere Gruppe zugelaufen kam. Keine 1,50 m groß und in gebeugter Haltung aber mit einem Strahlen auf dem Gesicht, das alles in den Schatten stellte. Sie hatte sich mit Sicherheit fein gemacht und sämtlichen Schmuck angelegt, den sie finden konnte.

Ms. Chok Okk ist 50 Jahre alt und lebt alleine in Entachit, in der Chheuteal Commune. Sie wurde mit einem deformierten Rücken geboren und leidet zusätzlich vermutlich an stunted growth (Kleinwüchsigkeit). Durch ihre Beeinträchtigung kann sie keiner festen Arbeit nachgehen. Ihr tägliches Leben ist der ständige Kampf um alles Lebensnotwendige. Die Nachbarn erzählten, dass sie jeden Morgen früh loszieht und alles dafür tut, sich einen Job zu suchen um wenigstens ein bisschen Geld für Reis zusammen zu bekommen. Sie hat keine Familie und lebt alleine in einer Hütte die aus Holz, dünnem Wellblech, Plastikplane und alten Reissäcken zusammen gebaut ist. In der Hütte gab es praktisch nur ein Podest, auf dem sich eine Matratze, ein paar Decken und ein Moskitonetz befanden. Es gab keinerlei Kochutensilien. Die bräuchte sie aber nicht, erzählte sie unserem Übersetzer, da sie ohnehin nicht wisse, wie man Essen zubereitet. Versorgt wird sie von den Nachbarn, die das alles mit einer gewissen Portion Humor bestätigten. Die Wasserversorgung vor Ort war gesichert, Strom gab es ebenfalls in der Hütte. Das einzige, was von dem Rest der Hütte brauchbar erschien, war das Wellblechdach.

Es wurde beschlossen, sämtliche Wände und ein paar der Stützpfeiler auszutauschen und eine Regenrinne anzubringen. In der Hütte wird ein Boden verlegt, der etwas erhöht wird, um das Eindringen von Wasser während der Regenzeit zu verhindern. Zusätzlich erhält sie ein großes Gefäß mit Deckel zum Auffangen von Regenwasser. Es wurde ein Lebensmittelpaket mit Reis, Instantnudeln, Fischsauße etc. übergeben, das direkt an die Nachbarin geliefert wurde. Das absolute Highlight war für Ms. Chok Okk aber eine rote Decke mit Rosenmuster, die sofort ausgepackt und umgelegt wurde. Auf die Frage, ob sie einen Wunsch habe, den wir ihr erfüllen könnten, meinte sie, den habe sie nicht, wir hätten ja jetzt schon so viel getan. Insgesamt eine weitere sehr bewegende Begegnung mit einem Menschen, für den jede noch so kleine Hilfe eine so große Auswirkung hat.

Verfasserin: Margit Haatz